Vom Kratzen, Scharren, Buddeln und im Kreis laufen
Vor dem Schlafengehen dreht sich Dein Hund mehrmals im Kreis, kratzt und scharrt in seinem Bett? Du möchtest wissen, warum er das tut? In diesem Beitrag wollen wir versuchen, Dir die Rituale der Hunde vor dem Schlafen ein wenig näher zu erklären. Damit Du verstehst, warum Dein Hund gräbt, wo es nichts zu graben gibt. 🙂
Hunde haben oft seltsame Angewohnheiten, die der Mensch nicht versteht. Einige davon betreffen unmittelbar das Hundebett und die Platzeinnahme vor dem Schlafengehen.
Du hast nun schon mehrmals beobachtet, dass Dein Hund ständig am Teppich, seiner Decke oder seinem Hundebett kratzt, bevor er sich hinlegt? Auch dreht er vielleicht mehrmals Kreise, mal rechts herum, mal links herum, bis er sich endlich entschließt, Platz zu machen? Nun fragst Du Dich womöglich, ob Dein Hund vielleicht eine Macke hat? 🙂
Auch wenn es nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist, so haben diese Aktionen doch einen Sinn und sind in der Natur des Hundes begründet. Diese Rituale stammen noch aus Zeiten, als Hunde eben nicht beim Menschen im Haus auf einem weichen warmen Platz gebettet schlafen konnten, sondern die Nächte im Freien verbrachten. Welche Hintergründe das sind, erfährst Du im Folgenden.
Mehrmals im Kreis laufen
Wenn der Hund vor dem Hinlegen mehrere Runden im Kreis läuft, hat das einen ganz bestimmten Grund, der tief im Erbgut des Hundes verwurzelt ist. Genau genommen sind es sogar mehrere. Stelle Dir darum einmal vor, statt im weichen Hundebett müsste der Hund draußen im Wald oder auf einer Wiese übernachten.
Was kreucht und fleucht denn da?
Statt sich einfach irgendwo hinzulegen, ohne zu wissen, was sich auf dem oder im Untergrund befindet, überprüft der Hund auf diese Weise instinktiv erst einmal, ob der Boden sicher genug ist, um sich darauf zu legen. Nicht, dass er sich unbeabsichtigt auf eine Schlange, einen Nager oder ein großes Insekt legt. Durch das Laufen im Kreis kann der Hund herausfinden, ob schon etwas auf dem vorgesehenen Platz krabbelt oder kriecht und es gegebenenfalls vertreiben.
Flacher liegt es sich besser
Besteht der Untergrund aus hohem Gras, bewirkt das Gehen im Kreis, dass dieses wie ein Nest zusammengedrückt wird. Angenehmer Nebeneffekt.
Düfte spielen auch eine Rolle
Ein oft nicht beachteter Punkt sind die Duftmarken. Die Pfoten des Hundes sind nämlich die einzigen Stellen am Körper mit Schweißdrüsen (weshalb manche Hunde auch ziemliche Käsefüße haben können, wie unsere Bande zum Beispiel!). Beim Umherlaufen kann der Hund gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
Zum einen kann er über die Schweißdrüsen in den Pfoten seinem neuen Schlafplatz eine eigene Duftnote verpassen. Damit markiert er sein Territorium. Zum anderen prüft er mit der Nase, ob schon eine Duftmarke eines anderen Hundes vorhanden ist. Falls ja, entscheidet er, ob dies für ihn ein geeigneter Platz ist, oder ob er sich einen anderen Ort sucht.
Im Bett kratzen, scharren und graben
Diese Angewohnheit kann für Hundebesitzer zur Nervenprobe werden. Vor allem, wenn der Hund eher von der energischen Sorte ist und nicht nur Decken und Handtücher, sondern auch empfindliche Oberflächen wie Sofa, Teppiche oder Teppichböden zerkratzt, oder sogar sein eigenes Hundebett damit zerstört. Aber was soll das? Warum macht er das?
Wieder die Duftfrage?
Ähnlich wie beim Im-Kreis-laufen ist das Aufspüren zwar auch ein Aspekt, ist hier aber nur von untergeordneter Bedeutung. Eine Kuhle zu graben macht er nicht, um in der Tiefe nach Duftspuren zu suchen.
Was gibt es denn dann zu graben?
Wenn wir uns wieder vorstellen, dass der Hund in der freien Natur übernachten muss, hat das Graben im Schlafplatz aus Komfort- und Temperatursicht zwei Funktionen: Bei Wärme sorgt eine Kuhle nämlich dafür, dass der Hund mit einer größeren Fläche des Bodens Kontakt haben kann, als auf dem flachen Boden zu liegen. So kann er seine Körpertemperatur besser ausgleichen, um über den Boden Wärme abzugeben. Im Gegensatz dazu bedeutet bei Kälte zusammengerollt in einer Kuhle zu liegen besseren Schutz und Isolation gegen die kühle Umgebungsluft.
Ein weiterer Vorteil eines tiefer gelegenen Schlafplatzes in einer Kuhle ist die bessere Tarnung, bzw. ein besseres Versteck vor Feinden. War das in Urzeiten bei den Wölfen noch überlebenswichtig, so ist das beim Haushund heute natürlich nicht mehr von Bedeutung. Dementsprechend ist der Reiz zu buddeln auch nicht mehr so stark ausgeprägt. Bei den meisten jedenfalls.
Scharren, Kratzen und Kreislaufen sind natürliche Instinkte
Wir hoffen, Du bist nun erleichtert, dass Du nicht mehr denken musst, Dein Hund wäre unnormal, weil er in seinem Bett im Kreis läuft und/oder darin scharrt. Im Gegenteil: das sind völlig natürliche Verhaltensweisen, die der Hund von seinen wild lebenden Vorfahren geerbt hat. Auch wenn domestizierte Hunde heute gut erzogen werden können, um sich den Gegebenheiten in der menschlichen Behausung anzupassen, so haben sie trotzdem noch uralte Rituale in sich, die ihren Vorfahren früher von enormem Nutzen waren. Ganz abstellen wirst Du diese „Macken“ darum nicht können.
Das Verhalten kann auch erlernt sein
Da Hunde (fast wie kleine Äffchen) sich das Verhalten von anderen abschauen, kann es sein, dass ein Hund, der von sich aus bisher nicht in seinem Bett gekratzt hat, oder darin im Kreis gelaufen ist, dies von einem anderen Hund kopiert. Wenn also ein neuer Hund ins Haus kommt, der das Rudel verstärkt, können entweder die bisherigen Rudelmitglieder solche Angewohnheiten vom „Neuen“ übernehmen, oder umgekehrt. Das ist ein natürlicher Effekt des Sozialverhaltens des Hundes.
Buchtipp
Wenn Du mehr erfahren möchtest über die Verhaltensweisen von Hunden und Katzen und wie diese sich im Verlauf der Domestizierung verändert haben, dann können wir Dir das Buch "Wenn Du mich zähmst" von Leslie Irvine empfehlen. Eine interessante Lektüre zum besseren Verständnis zwischen Mensch und Haustier.
Hat Dein Hund noch andere, scheinbar verrückte Rituale vor dem Schlafengehen?
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ich finde es manchmal interessant, wie lange tiere ihre instinkte mitnehmen, selbst wenn sie seit generationen in häsuern leben und tag täglich merken, das ihr verhalten null erfolgt hat, weil der hardfußboden keinen milimeter nachgibt, man es trotzdem 9 jahre lang versucht. ich frage mich auf biologischer eben, welche berreiche im hirn dem hund (tieren) fehlt oder nicht weit genug entwickelt ist, um zu verstehen, dass sein natürlich trieb an ort und stelle keinen vorteil bringt und nutzlos ist
Das ist beim Menschen nicht anders. Wenn du Stress hast setzt der fight and flight Modus ein. Der war vor tausenden vor Jahren sinnvoll um zu überleben wenn der Säbelzahntiger angreift. Der ust längst ausgestorben aber die körperlichen Reaktionen auf Stress oder weil du einen Anschiss vom Chef bekommst sind heute noch die gleichen wie damals: Bluthochdruck, Schwitzen, schneller Herzschlag etc